Klein-Buchholz der verschwundene Stadtteil (1907 - 1979)

Klein Buchholz – der verschwundene Stadtteil Das Tor nach Bothfeld ist seit 1979 nicht mehr da Vielen Bothfelder Neubürgern ist der Name kaum noch geläufig und selbst so mancher Alteingesessene fragt sich, wo es denn wohl geblieben ist: Klein Buchholz, das ehemalige Nachbardorf Bothfelds und späterer Stadtteil Hannovers. Aus den Stadtkarten ist Klein-Buchholz schon seit Jahren verschwunden, doch auf den Grundstückskarten des Katasteramtes und in der Erinnerung echter Klein-Buchholzer ist es noch heute präsent. Schließlich ist das „kleine“ Buchholz noch immer mit großen Namen verbunden, um die sich so manche Anekdote rankt.

Als auf der Podbi noch paradiesische Verkehrsver-hältnisse herrschten, stand „Wöhlers Gasthaus“ auf Klein-Buchholzer Boden.

Niedersachsen-Talk bei Geha
So soll König Ernst August höchstpersönlich in einer Schnapsbrennerei am Heidkampe/Ecke Podbi eingekehrt sein. Und während der strikte Antialkoholiker dort gefrühstückt habe, soll die treue Gefolgschaft heimlich Hochprozentiges eingeladen und ins Schloss geschmuggelt haben. Kleiner Wermutstropfen: Genau diese Geschichte kursiert auch über eine ehemalige Schnapsbrennerei in Groß-Buchholz. Das jedenfalls hat Ernst Bohlius von der Arbeitsgemeinschaft Stadtteilgeschichte des FZH Lister Turm herausgefunden. Geradezu Unglaubliches berichtet Bohlius vom alten Geha-Verwaltungsgebäude an der Podbi: Dort soll Hinrich-Wilhelm Kopf mit den Briten die entscheidenden Gespräche zur Gründung Niedersachsens geführt haben. Klein-Buchholz als Geburtsort unseres Bundeslandes?

Noltemeyer – ein Name setzt sich durch

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Noch Anfang der 60er Jahre bestimmten Felder und Brachflächen das Klein-Buchholzer Landschaftsbild entlang des Heidkampes.

Nicht nur echte Klein-Buchholzer, auch alte Großbuchholzer und Bothfelder dürften sich mit Wehmut an den Namen Noltemeyer erinnern. Als das Ehepaar Helene und August Noltemeyer 1896 ihre Ausspannwirtschaft „Klein-Buchholzer Turm“ am heutigen Gehaplatz eröffneten, konnten sie nicht ahnen, dass ihr Name noch ein Jahrhundert später in aller Munde sein würde. Das Bild an der ehemaligen Fernstraße nach Celle oder Hamburg – damals lag die Gaststätte noch zwischen Feldern und Wiesen – hat sich kräftig gewandelt, der Name ist geblieben. Für viele „Einheimische“ ist und bleibt die Straßenkreuzung Gehaplatz schlicht und einfach „Noltemeyer“. Und auch die neue Brücke über den Mittellandkanal trägt nun den Namen der altehrwürdigen Klein-Buchholzer Institution.

1907: Der Anfang vom Ende

Doch wo ist es nun geblieben, das gar nicht so kleine Klein-Buchholz? Auf der Suche nach dem Schicksal des verschwundenen Stadtteil führt die Spur bis zum Vier Grenzen. Dort nämlich trafen – nomen est omen – jahrhundertelang vier Grenzen aufeinander: die der Stadt Hannover, auf die der Dörfer List, Groß-Buchholz und eben Klein-Buchholz. Als im Jahre 1907 im Zuge der Eingemeindung aus den Dörfern hannoversche Stadtteile wurden, hatte Klein-Buchholz noch beachtliche Ausmaße. Mit 1012 ha Fläche (und 2339 Einwohnern) war das kleine Buchholz zwar kleiner als das verhältnismäßig dünn besiedelte Bothfeld (1305 ha, 1003 Einwohner), jedoch deutlich größer als das große Buchholz (891 ha, 2646 Einwohner). Doch während die kleine List nach der Eingemeindung immer größer wurde, schrumpfte das große Klein-Buchholz immer mehr. Den „Todesstoß“ erhielt der Stadtteil schließlich am 20. Dezember 1979 auf Beschluß des Rates der Stadt Hannover. Bei der Neugliederung der Stadt in 13 Stadtbezirke wurde das, was von Klein-Buchholz noch vorhanden war auf Bothfeld und Groß-Buchholz aufgeteilt. Während das Wohngebiet Sieben Stücken Groß-Buchholz zugeschlagen wurde, ging der Dorfkern, seit den 20er Jahren ohnehin eng mit Bothfeld verbunden, an Bothfeld.

Neuer Verein vermittelt altes Brauchtum

1940 wurden die Milchkannen an den Straßenrand gestellt

Was ist geblieben von dem Stadtteil, der nun keiner mehr sein darf? Neben dem Klein-Buchholzer Kirchweg, der noch an das Dorf Klein-Buchholz erinnert, halten auch die Klein-Buchholzer Schützen den Namen lebendig. 1889 gegründet, zählt die Schützengesellschaft Klein-Buchholz noch immer rund 100 Mitglieder. Zwar wird im ehemaligen Klein-Buchholz noch geschossen, aber sein traditionelles Schützenfest darf der Verein seit 1982 nicht mehr feiern. Mit ihrem „Tag der offenen Tür“ haben die Schützen 10 Jahre später aber ein „Ersatzfest“ ins Leben gerufen und so gibt es seitdem auch wieder einen Umzug durch das einstige Klein-Buchholz. Und schließlich hat es sich der Anfang 2000 gegründete Heimatverein „Tradition Klein-Buchholz“ zur Aufgabe gemacht, den Bewohnern des ehemaligen Stadtteils, „ihre Identität zu bewahren sowie Brauchtum und Tradition zu vermitteln“. Und nicht zuletzt kämpft der Verein für die Wiederauferstehung Klein-Buchholz als Stadtteil – und die Rückkehr in die Stadtpläne Hannovers.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist der 2005 erstandene „Einkaufspark Klein-Buchholz“ auf dem ehemaligen Gelände des Karosseriewerkes Emmelmann durch den Bauherrn Michael Emmelmann. Nach dessen Tod erweiterte sein Sohn Jens-Michael Emmelmann den Einkaufspark Klein-Buchholz im Jahr 2009 auch noch um den 2. Bauabschnitt, der nun das ehemalige Straßenbahndepot mit einschließt. Beide Bauherren  waren somit bereit, eine Referenz an den alten Namen zu geben.